Hochschule Aschaffenburg forciert Akzeptanzforschung
Untersuchung zeigt die Wichtigkeit nicht-technischer und nicht-monetärer Faktoren für die Akzeptanz von Systemen und Verfahren in der Informationstechnik
Aschaffenburg/Obernburg, 6. November 2014 – Angesichts der rasant um sich greifenden Informatisierung und Digitalisierung von immer mehr Lebensbereichen und Branchen müssen die neuen Geschäftsmodelle der Wirtschaft mehr Wert auf die psycho-soziale Akzeptanz der Produkte und Dienstleistungen durch die Kunden legen, statt die Angebote ständig mit neuen technischen Funktionen und Marketing-orientierten Begriffen zu überfrachten. Dies ist das Resümee aktueller Akzeptanzforschung der Hochschule Aschaffenburg unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing. Georg Rainer Hofmann, Direktor des dortigen Information Management Instituts (IMI).
Als Paradebeispiel für „hausgemachte Akzeptanzprobleme“ führt Meike Schumacher, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am IMI, das Thema Cloud Computing an. „Alle paar Jahre kommt ein neuer Begriff für ein- und dieselbe Grundidee auf: „Auftragsdatenfernverarbeitung“, „Application Service Provision“, und nun „Cloud Computing“. Wie können die Anbieter angesichts dieser Schlagwortwelle ernsthaft erwarten, dass ihre potenziellen Kunden Vertrauen in den damit verbundenen Paradigmenwechsel gewinnen?“, fragt die Aschaffenburger Forscherin und verweist als positives Gegenbeispiel auf die Automobilindustrie. „Wir fahren mit dem Auto und vertrauen quasi blind dem Funktionieren von Bremse und Lenkrad. Dieses Vertrauen hängt auch damit zusammen, dass die Bremse seit Jahrzehnten eine Bremse und das Lenkrad eben ein Lenkrad ist – und heißt. Natürlich verbessert sich die Technik fortlaufend, aber eben nicht die Begrifflichkeiten und die damit verbundenen Grundfunktionen, so dass wir langfristig Vertrauen dazu aufbauen können.“ Die IT-Branche wäre weit über Cloud Computing hinaus gut beraten, ähnlich langfristig mit ihren Begrifflichkeiten umzugehen, rät Frau Schumacher.
Neben der Marktkommunikation spielt das Vertrauen („Sicherheitsgefühl“) bei der Akzeptanz von Neuerungen eine maßgebliche Rolle, haben die Untersuchungen an der Hochschule Aschaffenburg ergeben. Dabei gehört beispielsweise im Falle von Cloud Computing der Haftungstransfer: Die Akzeptanz wäre laut der vorgelegten Studien um ein Vielfaches höher, wenn der Betreiber des Cloud-Dienstes die Haftung für die ihm übertragenen Daten übernähme und damit das Unternehmen, das die Daten für die Cloud-Verarbeitung zur Verfügung stellt, aus der Haftung entlassen wäre.
Am IMI an der Hochschule Aschaffenburg wurde eine neue Methode entwickelt („Case-based Evidence“), nach der vertrauensbildende Maßnahmen konstruiert und kommuniziert werden können. „Vertrauen, Sicherheit, Sympathie und Seriosität sind die Schlüssel zur Akzeptanz, während technische Details und die Preisgestaltung eher in den Hintergrund treten“ – zu dieser Überzeugung gelangte man am IMI, erklärt die Akzeptanzforscherin Meike Schumacher.
Über IMI und ZeWiS: Mit der Errichtung von Instituten wie dem Information Management Institut (IMI) und dem Zentrum für Wissenschaftliche Services und Transfer (ZeWiS) hat die Hochschule Aschaffenburg praxisorientierte Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Forschung geschaffen. Die Forschungsbereiche der Institute und des ZeWiS haben langjährige Kooperationen mit regionalen Unternehmen etabliert, von denen auch die Studierenden profitieren. Sie können in den Forschungseinrichtungen im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten oder Promotionen aktuelle Themen der Angewandten Forschung bearbeiten.
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