Jean Pütz: Wasserstoff als Energieträger ungeeignet
Jean Pütz: Wasserstoff als Energieträger ungeeignet
Die drei Irrtümer einer Wasserstoffwirtschaft: Explosionsgefahr, hoher Druck, teure Kühlung
„Bundesregierung sollte sich besser auf Methanol als universellen Energieträger konzentrieren.“
Genf, 5. Juni 2024 – Wasserstoff ist im gasförmigen Zustand völlig ungeeignet als Energieträger, erklärt Jean Pütz, Altmeister des TV-Wissenschaftsjournalismus. Zu gefährlich („Knallgas“), zu flüchtig (es entweicht leicht aus Rohren und Behältern) und zu schwierig und daher teuer zu transportieren, lauten seine wesentlichen Kritikpunkte. Die Nationale Wasserstoffstrategie der Bundesregierung hält er dennoch für richtig, allerdings nur, wenn man dort den Zusatz „und seine Derivate“ wie beispielsweise „Methanol“ berücksichtigt. Er appelliert an die Politik: „Die Regierung sollte klarstellen, dass alle ihre Aussagen über Wasserstoff als Alternative zu fossilen Energieträgern nur zutreffen, wenn man auf das Derivat Methanol statt Wasserstoffgas setzt.“
In seinem jüngsten Buch „Wohlstand und Wirtschaftswachstum ohne Reue: Klimarettung Ja – Deindustrialisierung Nein“ (ISBN 978-3-98674-094-8) erklärt Jean Pütz genau, warum eine „Wasserstoffstrategie“ aus technisch-wissenschaftlicher Sicht unsinnig ist und es ehrlicher wäre, die angestrebte Transformation eine „Methanolstrategie“ zu nennen. Er spricht von den „drei großen Irrtümern der Wasserstoffwirtschaft“.
Erster Irrtum
Wasserstoffmoleküle sind winzig und daher ist das Gas derart flüchtig, dass es durch kleinste Löcher oder Ritzen und insbesondere an nicht vermeidbaren Dichtungen entweichen kann. Allein deshalb stellt es eine große Gefahr dar. Nicht umsonst wird es auch „Knallgas“ genannt – mit enormer Explosionskraft. Das bedeutet, dass sämtliche Leitungen neu abgedichtet oder erneuert werden müssten. Dieser Gefahrenherd besteht auch beim Transport, für den der Wasserstoff entweder verflüssigt oder unter hohen Druck versetzt werden muss.
Zweiter Irrtum
Zur Verflüssigung muss Wasserstoff auf mindestens minus 252 Grad Celsius abgekühlt werden, also etwa 20 Grad über dem absoluten Nullpunkt, der bei 273,15 Grad Celsius liegt. Dies ist mit einem sehr großen Energieeinsatz verbunden, wobei zwischen 30 und 40 Prozent der nutzbaren Energie verloren gehen. Das allein spricht gegen die Verflüssigung von Wasserstoff für den Transport.
Damit nicht genug: Der flüssige Wasserstoff muss auch dauerhaft gekühlt bleiben, damit er nicht „verkocht“ wie Wasser, das seinen Siedepunkt erreicht. Man muss sich klarmachen: Während Wasser bei plus 100 Grad Celsius verdampft, wird flüssiger Wasserstoff bei minus 252 Grad Celsius zu Gas, das entweicht – das sind über 350 Grad Unterschied. Kommt es etwa auf einem Transportschiff mit immensen Thermobehältern zu einem Versagen der Kühlung, dann beginnt die Wasserstoffflüssigkeit zu kochen und es entsteht in den Behältern ein enorm hoher Druck.
Das bedeutet, dass diese Tankschiffe allein aus Sicherheitsgründen derart aufwändig konstruiert werden müssten, dass sie etwa doppelt so teuer werden wie die Schiffe für den Transport von flüssigem Erdgas. Gleiches gilt für Tanklaster auf der Straße, Eisenbahnwaggons sowie alle Installationen etwa an Tankstellen.
Dritter Irrtum
Man kann Wasserstoff zwar unter hohem Druck speichern und transportieren, aber dafür benötigt man mindestens 700 bar; angedacht sind 1.000 bar. Der für das Komprimieren von Wasserstoff notwendige Energieaufwand beträgt zwischen fünf und 15 Prozent. Auch in diesem Fall ist das Sicherheitsrisiko aufgrund des hohen Drucks enorm. Entsprechend hoch – und teuer – sind die Sicherheitsanforderungen. Auch das Tanken bei einem derart hohen Druck ist nicht ohne. Daher hat das Wasserstoffauto wenig Aussicht auf eine Zukunft. Die hohen notwendigen Sicherheitsstandards treiben das Preisniveau zu stark nach oben.
Dem gegenüber betont Jean Pütz die Vorteile von Methanol als einem Wasserstoffderivat. Methanol ist bei Normaltemperatur flüssig und lässt sich daher über alle gängigen und heute schon verfügbaren Transportwege befördern. Zudem weist Methanol eine etwa um den Faktor vier höhere Energiedichte als Wasserstoff auf. Das bedeutet, dass in einem Tank mit flüssigem Methanol rund 22-mal mehr Energie gespeichert und transportiert werden kann als Wasserstoff bei minus 252 Grad Celsius. „Alle bestehenden Pipelines, Tankschiffe, Eisenbahnwaggons und Lastwagen, die heute für Erdöl verwendet werden, lassen sich ohne weiteres für den Methanoltransport nutzen“, stellt der Wissenschaftsjournalist fest. Erst kürzlich hatte er sein Konzept einer weltweiten Methanolwirtschaft im Münchener Presseclub vorgestellt; zu der Pressekonferenz hatte die Technisch-Literarische Gesellschaft eingeladen, eine Journalistenvereinigung für technisch-wissenschaftliche Publizistik.
Jean Pütz: Besser eine Methanolstrategie
„Es ist gut, dass die Bundesregierung bei ihrer Nationalen Wasserstoffstrategie Methanol einbezieht, aber es wäre besser, wenn sie sich darauf konzentrieren und eine Methanolstrategie verfolgen würde“, sagt Jean Pütz. Das neben Methanol zweite im Regierungsplan genannte Wasserstoffderivat Ammoniak stuft er als „unbrauchbar, weil zu gefährlich“ ein. Ammoniak ist ätzend, kann bei Einatmen, Verschlucken oder Hautkontakt zu schweren Gesundheitsschäden führen, verbreitet einen starken und unangenehmen Geruch vergleichbar mit Urin, kann unter bestimmten Bedingungen explosiv sein und ist bei versehentlicher Freisetzung toxisch für die Umwelt.
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