Vordenkerin Lamia Messari-Becker: Klimaanpassung genauso wichtig wie Klimaschutz
Vordenkerin Lamia Messari-Becker: Klimaanpassung genauso wichtig wie Klimaschutz
Die vom Vordenker Forum ausgezeichnete Expertin für nachhaltiges Bauen und Klimaschutz im Gebäudesektor in Deutschland plädiert für mehr Maßnahmen, um die Bevölkerung vor Extremwetter zu schützen.
Kassel, 24. Januar 2024 – „Die Klimaanpassung ist genauso wichtig wie der Kampf gegen den Klimawandel“ erklärt Prof. Dr. Lamia Messari-Becker, vom Vordenker Forum als „Vordenkerin 2024“ ausgezeichnet. Es sei kein „entweder oder“, sondern ein „sowohl als auch“. Sie versteht unter „Klimaanpassung“ die Vorbereitung unserer Gesellschaft auf die Auswirkungen des Klimawandels. „Es ist wichtig, nicht ausschließlich die Erderwärmung durch die CO2-Reduktion weiter zu bekämpfen, sondern auch, sich auf die Folgen der Klimaveränderungen einzustellen“, sagt die wohl gefragteste Expertin für nachhaltiges Bauen und Klimaschutz im Gebäudesektor in Deutschland. Als aktuelles Beispiel verweist sie auf die Hochwasserlage vor kurzem in weiten Teilen Deutschlands, die Anlass geben sollte, den Hochwasserschutz und Deichbau zu verstärken und die Infrastruktur zu ertüchtigen, um künftig auf ähnliche Katastrophen besser vorbereitet zu sein.
Dreiklang der Maßnahmen zur Klimaanpassung
Die „Vordenkerin 2024“ setzt bei der Klimaanpassung auf einen Dreiklang. Zum ersten gehe es darum, die kritischen Infrastrukturen zu schützen, so dass ihr Betrieb im Katastrophenfall aufrechterhalten werden kann. Dazu zählt Messari-Becker beispielsweise die Wasser- und Energieversorgung, Krankenhäuser oder zentrale Verkehrs- und Internetknoten.
Zweitens komme es darauf an, die Kommunen besser auszustatten und die interkommunale Zusammenarbeit zu stärken, um im Fall der Fälle der Bevölkerung rascher und umfassender helfen zu können. Dabei hält sie es für wichtig, übergreifende Frühwarnsysteme zu installieren, um Brand-, Sturm-, Flut- oder Schneekatastrophen rechtzeitig zu erkennen und gemeinsame und koordinierte Hilfsmaßnahmen einleiten zu können.
Und drittens mahnt die Expertin städtebauliche Anpassungen und eine nachhaltige Bodenpolitik an. Durch Zersiedelung und die damit einhergehende zunehmende Flächenversiegelung werde Überschwemmungen und Hitze Vorschub geleistet. „Die Bebauung der Zukunft liegt nicht darin, überall Gebäude zu errichten, wo es gerade passt oder die Landschaft schön ist, sondern gezielt Strukturen zu entwickeln, die den Folgen des Klimawandels wie Überflutungen oder Hitze gewachsen sind“, verdeutlicht Messari-Becker. Dazu gehören sog. Schwammstädte, mehr Grün- und sickerungsfähige Flächen, Renaturierungen sowie eine leistungsfähige Kanalisation, nennt sie konkrete Maßnahmen.
Schutz der Bevölkerung hat höchste Priorität
Lamia Messari-Becker gibt zu bedenken: „Angesichts knapper Kassen müssen finanzielle Mittel effizient und sorgfältig eingesetzt werden. In vielen Fällen wird die Antwort bei der Bündelung von Klimaschutz und Anpassung liegen. Klar ist: Wenn Wetterextreme immer schneller, heftiger und häufiger vorkommen, dann müssen wir uns darauf einstellen, die Bevölkerung davor zu schützen.“
Preis für mutiges Vordenken
Heiko Hauser, Geschäftsführer der Finanzberatungsgruppe Plansecur, die das Vordenker Forum initiiert hat, mahnt: „Lamia Messari-Becker hat schon vor vielen Jahren vor einer auf Strom fokussierten Energiewende gewarnt, die heute zu den hohen Energiekosten beiträgt. Eine ähnliche Situation stellt sich zeitversetzt beim Klimaschutz dar: Wir müssen uns heute auf die Auswirkungen eines veränderten Klimas einstellen, um nicht morgen davon überrascht zu werden. Seit Jahren warnt sie auch vor den Folgen der zunehmenden Kluft zwischen Stadt und Land. Die aktuelle Lage belegt, dass die Bauernproteste offenbar tiefgreifendere Gründe haben als lediglich die Streichung von Subventionen. Es bleibt zu hoffen, dass die Regierungspolitik den Worten von Experten wie Lamia Messari-Becker mehr Gehör schenkt.“
Das Vordenker Forum ehrt seit 15 Jahren herausragende Persönlichkeiten, die maßgeblich an der Zukunft unserer Gesellschaft mitwirken, mit dem „Vordenker Preis“. Ziel der Preisverleihung durch eine unabhängige Jury* ist es, dem gesellschaftlich wichtigen Thema „Mutiges Vordenken“ Aufmerksamkeit und Gewicht zu verleihen. Während sich die Preisträgerin 2024, Lamia Messari-Becker, ihrer Zeit weit vorauseilend für Nachhaltigkeit und sozialverträglichen Klimaschutz im Bauwesen einsetzt, gilt der vorherige Preisträger Sebastian Thrun als ein Vorreiter für Künstliche Intelligenz, neben dem Klimawandel ein weiteres Megathema unserer Zeit. Der Preisträger davor war der Politologe Bassam Tibi, der sich mit den Auswirkungen der Einwanderung nach Europa befasst hat, ein Thema, das bis heute nicht an Bedeutung verloren hat.
* Zur Jury gehören der Volkswirtschaftler Prof. Dr. Gabriel Felbermayr als Vorsitzender, Prof. Dr. Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Wirtschaftsweisen“), der KI-Pionier Prof. Dr. Sebastian Thrun (Vordenker 2022), der Nachrichten-Journalist Dr. Claus Kleber, Prof. Michael Binder, Ph.D., Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Makroökonomie und Empirische Wirtschaftsforschung an der Goethe-Universität, Ex-Bundesministerin Julia Klöckner, Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising, Wolfgang Baake, ehemaliger Beauftragter für die Deutsche Evangelische Allianz am Sitz der Bundesregierung, Thorsten Alsleben, Geschäftsführer der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM), Prof. Dr. Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie in Allensbach, der Plansecur-Geschäftsführer Heiko Hauser und sein Vorgänger Johannes Sczepan sowie die Finanzberater Gunther Otto und Johannes Schäffer.
Partner des Vordenker Forum 2024 sind die ALH Gruppe, die Württembergische Versicherung, die F.A.Z. und das House of Finance der Goethe-Universität Frankfurt.
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