„Auslandsurlaub wird auch 2021 wohl nicht möglich sein“

Kein schnelles Ende in Sicht – COVID-19 als dauerhafter Begleiter der kommenden Jahre

  • Analysten entwickeln Szenarien mittels frei verfügbaren COVID-19-Fallzahlen
  • SARS-CoV-2 wird Deutschland voraussichtlich noch mindestens zwei Jahre begleiten
  • Weitere Infektionswellen werden das aktuelle Gesundheitssystem überlasten

Wiesbaden, 7. Mai 2020 – In Singapur breitet sich die zweite COVID-19-Welle aus und auch für Deutschland werden weitere Infektionswellen prognostiziert. Für deren mögliche Verläufe haben Analysten der Wiesbadener Technologie- und Foresight-Beratung INVENSITY nun verschiedene Szenarien aufgebaut. Sie haben die frei verfügbaren Daten des Robert Koch-Instituts und weiterer öffentlicher Quellen mittels epidemiologischer Modelle analysiert. Das Ergebnis sind sowohl optimistische als auch beunruhigende Vorausschauen.

„Im realistischsten Szenario müssen wir davon ausgehen, dass ein Impfstoff erst in der zweiten Jahreshälfte 2021 entwickelt sein wird. Bis jedermann immunisiert ist, würden uns mindestens vier oder fünf weitere Infektionswellen bis zur sogenannten Herdenimmunität bevorstehen“, erklärt Frank Lichtenberg, Geschäftsführer von INVENSITY. Lichtenberg weiter: „Wir müssen akzeptieren, dass dieser Virus uns noch eine ganze Weile lang begleiten wird und sollten uns entsprechend vorbereiten. Viele Menschen fragen sich beispielsweise, ob sie ihren Auslandsurlaub diesen Sommer werden antreten können – entsprechend der Berechnungen unserer Analysten gehe ich heute davon aus, dass das selbst 2021 noch nicht uneingeschränkt möglich sein wird.“

Für das optimale Szenario haben die Experten angenommen, dass ein Impfstoff im ersten Quartal 2021 verfügbar sein werde. Dann müssten sich die Gesellschaft und die Politik auf mindestens zwei weitere Infektionswellen vorbereiten. Im unwahrscheinlichen Fall, dass eine Impfung längerfristig oder sogar niemals möglich wäre, würden wir noch mehrere Jahre mit dem Erreger leben müssen. Fünf bis sechs jährliche Ausbrüche wären dann die Regel.

Unabhängig davon, welches der Szenarien uns bevorstünde, rät Lichtenberg, diese nun als Chance zu betrachten, um sich vorzubereiten. Das Gesundheitssystem könne größere Infektionswellen trotz einer erhöhten Anzahl an Intensivbetten nach wie vor nicht abfangen. Es fehle an Intensivmedizinern, die die gesteigerte Bettenanzahl in gleichem Maße betreuen könnten. Zudem werde es kaum möglich sein, die wirtschaftlichen Hilfen, die aktuell geleistet würden, in dieser Größenordnung längerfristig aufrechtzuerhalten. Hilfsfonds einzelner Bundesländer, beispielsweise für Studierende, seien bereits leer, Soforthilfen oft nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Konzepte seien nötig, um die Auswirkungen der zu erwartenden Erkrankungswellen sowohl auf das Gesundheitssystem als auch die Wirtschaft zu mildern.

Zur Berechnung der verschiedenen Szenarien nutzten die Analysten ein Wellenmodell, wie es vor einigen Wochen bereits vom Tübinger Epidemiologen Martin Eichner vorgeschlagen wurde. Dabei haben sie unter anderem mögliche saisonale Schwankungen miteinbezogen. Allerdings, schränkt Lichtenberg ein, wisse niemand gesichert, wie sich die nächsten fünf bis zehn Jahre entwickeln werden. Eine sichere Prognose über diesen Zeitraum sei aufgrund der vielen Einflüsse unmöglich.