BWA Akademie: Berufsausbildung hinkt hinterher

BWA-Chef Harald Müller: „Die jungen Leute bekommen Lehrinhalte von vorgestern vermittelt“

Bonn, 27. August 2019 – „Viele Lehrinhalte in zahlreichen Ausbildungsberufen sind längst überholt“, sagt Harald Müller, Geschäftsführer der BWA Akademie („Consulting, Coaching, Careers“) in Bonn. Dadurch bekommen die Heranwachsenden in der Ausbildung häufig einen uralten Stand der Technik vermittelt, der in den Betrieben schon lange obsolet ist, beklagt der BWA-Chef. Vor allem bei technischen Berufen, in denen die Innovationsgeschwindigkeit besonders hoch ist, seien die Ausbildungsinhalte häufig „hoffnungslos überaltert“.

Die Schuld gibt Akademie-Chef Harald Müller dem System der Ausbildungsordnungen, das er als „zu starr“ und „wenig praxisnah“ einstuft. Er räumt ein: „In früheren Zeiten waren die Berufsschulen nah am betrieblichen Alltag. Aber seit die Digitalisierung in alle Berufssegmente Einzug gehalten hat und damit das Innovationstempo bestimmt, hinken die Berufsschulen hoffnungslos hinterher.“

Fachinformatiker mit zehn Jahre altem Know-how

Als typisches Beispiel verweist der BWA-Chef auf die Ausbildungsordnung zum Fachinformatiker, die aus dem Jahr 1997 stammt. Sie war über zehn Jahre lang gültig, bevor Mitte 2018 eine modernisierte und um das Thema IT-Sicherheit erweiterte Ausbildungsordnung Geltung erlangte. „Wir reden allein für 2016 und 2017 von mehr als 25.000 jungen Leuten, die eine Ausbildung zum Fachinformatiker nach einem rund zehn Jahre alten Lehrplan gestartet haben. Die Abschlussprüfungen sind geradezu lächerlich, weil sie einen uralten Stand der Technik abfragen. Und dieses Schema zieht sich durch sehr viele Ausbildungsberufe hindurch“, verdeutlicht Harald Müller die Größenordnung der Misere. 

Galopp und Schneckentempo

Die Aktualisierung der Ausbildungsordnungen dauert zu lange, benennt der BWA-Geschäftsführer die Hauptursache des Problems aus seiner Sicht. Jede inhaltliche Änderung geht von den Fachverbänden, den Organisationen der Arbeitgeber, den Gewerkschaften oder vom Bundesinstitut für Berufsbildung oder einem Landesinstitut aus. Nach Anhörung aller Beteiligten entscheidet das zuständige Bundesministerium in Abstimmung mit den Ländern darüber. Leidtragende des langwierigen Verfahrens sind die Auszubildenden und die Unternehmen, die die Aktualitätslücke im Betrieb füllen müssen. „Der Innovationsgalopp in der Digitalisierung und das Schneckentempo bei der Aktualisierung der Ausbildungsordnungen passt einfach nicht zusammen“, resümiert Harald Müller.

Ausbildungsmängel verstärken Fachkräftemangel

Angesichts des grassierenden Fachkräftemangels wiegen die überalterten Ausbildungen doppelt schwer, weil es die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft insgesamt lähmt, hat die BWA bei zahlreichen Beratungsaufträgen festgestellt. „Wie sollen wir denn bei künftigen Entwicklungen wie autonomes Fahren oder künstlicher Intelligenz mithalten, wenn wir es nicht einmal schaffen, unseren jungen Leuten den heutigen Stand der Technik zu vermitteln?“, fragt Harald Müller.

Zudem regt der BWA-Chef eine verstärkte Berücksichtigung von Softskills bei der Ausbildung an. Viele Unternehmen hätten sich daran gewöhnt, die Auszubildenden fachlich auf den neuesten Stand zu bringen, wünschen sich aber wenigstens eine bessere Vermittlung sozialer Kompetenz durch die Berufsschulen, weiß Harald Müller.

 

Die BWA Akademie („Consulting, Coaching, Careers“) ist seit über 15 Jahren unter der Führung von Geschäftsführer Harald Müller als Spezialist für Personalentwicklung, Outplacement, Personalberatung und Training sowie für Arbeitsmarktprogramme wie Beschäftigtentransfer erfolgreich. Die BWA versteht sich als neutraler Vermittler zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaften zum Vorteil der Arbeitnehmer. Mit Hilfe der BWA haben mehr als zehntausend Arbeitnehmer eine neue berufliche Zukunft gefunden. Das Spektrum reicht von der Begleitung von Change Management-Prozessen über Vermittlung und Coaching von Führungskräften bis hin zur Unterstützung bei der Gründung eines eigenen Unternehmens.