Wirtschaftsweiser Prof. Volker Wieland: Für stabiles Wachstum brauchen wir flexiblen Arbeitsmarkt
Mitglied des Sachverständigenrates zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung sprach in Kassel zum Thema „Zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik“
Kassel, 18. Januar 2018 – Die Flexibilität des deutschen Arbeitsmarktes ist für ein stabiles Wachstum unabdingbar. „Der Arbeitsmarkt ist in guter Verfassung und diese muss erhalten werden“, forderte der Wirtschaftsweise Prof. Volker Wieland am Mittwoch in Kassel. Seit etwa 2004 sei die Zahl der Erwerbstätigen kontinuierlich gewachsen, die Zahl der Arbeitslosen kontinuierlich gesunken. Auch der Anteil der atypisch Beschäftigten nehme ab. Gerade zusätzliche unbefristete Vollzeitstellen haben zu dem Beschäftigtenwachstum in den vergangenen Jahren besonders stark beigetragen. „Ein weiterer Faktor ist die stabile Einkommensentwicklung infolge der Agenda-2010-Reformen. Seit 2005 können wir hier hierzulande keine Zunahme der Ungleichheit bei den netto verfügbaren Haushaltseinkommen beobachten – auch wenn es häufig anders behauptet wird“, sagte der Frankfurter Ökonom, der beim Jahresauftakt der Finanzberatungsgesellschaft Plansecur zum Thema „Zukunftsorientierte Wirtschaftspolitik für Deutschland und Europa“ sprach.
In seinem aktuellen Gutachten 2017/18 sieht das Gremium der Wirtschaftsweisen, das offiziell Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung heißt, Chancen in der Automatisierung: „Sie hat sich auf die Produktivität in Deutschland besonders positiv ausgewirkt. Dadurch haben sich neue Beschäftigungschancen ergeben, der Lebensstandard ist gestiegen. Die Gesamtbeschäftigung ist durch den verstärkten Einsatz von Industrierobotern nicht signifikant verändert worden.“ Positiv würde sich zudem für den Arbeitsmarkt auswirken, wenn das Renteneintrittsalter an die Lebenszeiterwartung gekoppelt würde.
Für den digitalen Wandel unserer Arbeitswelt ist es nach seinen Worten wichtig, das lebenslange Lernen zu etablieren. Die Hürden für den Einstieg in den Arbeitsmarkt müssten so gering wie möglich gehalten und die Basiskompetenzen der Erwerbstätigen so breit wie möglich ausgebildet werden. Die Möglichkeit für eine sachgrundlose Befristung sollte jedenfalls unbedingt erhalten werden. Um eine Modernisierung der Arbeitszeitgesetze werde man ebenfalls nicht herumkommen, wenn man den Anschluss an den weltweiten Wettbewerb nicht verlieren wolle. Diesen sieht Prof. Wieland, der an der Goethe-Universität Frankfurt eine Professur für „Monetäre Ökonomie“ innehat, übrigens positiv: „Man muss den Menschen die Angst vor den Folgen der Globalisierung nehmen. Die Bevölkerung profitiert weltweit davon, weil aufgrund des internationalen Handels Armut reduziert und Wohlfahrt gesteigert wird.“
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