Hochschule Aschaffenburg entwickelt ein System „weicher Faktoren“ zur Firmenbewertung
Zwei Professoren entwickeln im Rahmen eines ESF-Projekts ein strategisches Bewertungsverfahren für die Finanzierung in der mittelständischen Wirtschaft
Aschaffenburg/Obernburg, 30. September 2014 – Das Information Management Institut (IMI) an der Hochschule Aschaffenburg hat ein neues Bewertungssystem für Unternehmen vorgestellt, das neben den „harten Zahlen“ wie Umsatz und Gewinn auch die „weichen Faktoren“ – von der Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells bis zum Betriebsklima – einbezieht. Ziel ist es, vor allem mittelständische Firmen zu unterstützen, mit Hilfe dieser „weichen“, aber strategisch wichtigen Erfolgsfaktoren ihre Kreditwürdigkeit zu stärken und damit ihre Finanzierungskosten zu senken. Das mehrdimensionale, hierarchische, gewichtete Aschaffenburger Rating-Modell umfasst rund 100 Kriterien und Aspekte, wie Märkte und Produkte, Management und Personal, Organisation und Prozesse sowie Rechnungswesen und Controlling.
Das IMI befindet sich nach eigenen Angaben mit mehreren mittelständischen Organisationen und Verbänden in Gesprächen über den weitflächigen Einsatz des Aschaffenburger Verfahrens. Das Global Small and Medium-sized Enterprises Forum („Mittelstandsforum“) des Diplomatic Council hat sich demzufolge bereits für die weltweite Einführung eines standardisierten Mittelstands-Ratings auf Basis der Aschaffenburger Methodik entschieden.
Die beiden Hochschulprofessoren Dr.-Ing. Georg Rainer Hofmann und Dr.-Ing. Wolfgang Alm entwickelten das neue Aschaffenburger Rating-Modell für die mittelständische Wirtschaft im Rahmen eines 18-monatigen Forschungsprojekts des Europäischen Programms ESF („KaRaBonita“ für „Kapital, Rating, Bonität“). Wie beide Wissenschaftler betonen, soll das „weiche Rating“ die übliche Firmenbewertung anhand der Bilanzzahlen nicht verdrängen, sondern ergänzen, um ein besseres Gesamtbild eines Unternehmens zu schaffen. Die höhere Transparenz komme den Kapitalgebern wie den mittelständischen Betrieben sowohl bei Kreditentscheidungen als auch bei Kapitalbeteiligungen gleichermaßen zugute.
Prof. Dr.-Ing. Georg Rainer Hofmann erläutert: „Durch die Fokussierung auf die Bilanzzahlen ist der ‚Kapitalvergabemarkt‘ in den letzten Jahren geradezu erstarrt. Unser Verfahren wirkt dieser Starre entgegen, weil es eine umfassende, systematische und standardisierte Bewertung des Unternehmertums ermöglicht. Daran sind die Banken ebenso interessiert wie die mittelständischen Unternehmer, wie das starke Interesse an dieser Thematik zeigt.“
Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Alm, erklärt: „Die üblichen Verfahren zur Firmenbeurteilung durch Banken stellen die Zahlen der Vergangenheit wie Umsätze und Gewinne in den Mittelpunkt der Bewertung. Unsere Methode hingegen legt den Schwerpunkt auf diejenigen Faktoren, die für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens von ausschlaggebender Bedeutung sind.“
RA Ralf Schulten, Chairman des weltweit tätigen Mittelstandsforum des Diplomatic Council, sagt: „Die Standardisierung der Bewertung weicher Faktoren durch das neue Verfahren aus Aschaffenburg schafft bei Kapitalgebern ebenso wie bei Kapitalnehmern Vertrauen.“
Über IMI und ZeWiS: Mit der Errichtung von Instituten wie dem Information Management Institut (IMI) und dem Zentrum für Wissenschaftliche Services und Transfer (ZeWiS) hat die Hochschule Aschaffenburg praxisorientierte Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Forschung geschaffen. Die Forschungsbereiche der Institute und des ZeWiS haben langjährige Kooperationen mit regionalen Unternehmen etabliert, von denen auch die Studierenden profitieren. Sie können in den Forschungseinrichtungen im Rahmen von Bachelor- und Masterarbeiten oder Promotionen aktuelle Themen der Angewandten Forschung bearbeiten.
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