eco: E-Commerce treibt den Preisverfall von Produkten voran
Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann fordert als Gegenkonzept einen „Online-Fachhandel“
Köln, 5. November 2013 – Der rasch wachsende Online-Handel begünstigt Discount-Strategien, erklärt Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann, Leiter der Kompetenzgruppe E-Commerce im eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft (www.eco.de). Er begründet: „Die durch das Internet begünstigte Markt- und Preistransparenz unterstützt Discounter im Handel und fördert den Preisverfall. Vereinfacht gesagt: Das billigste Angebot bestimmt den Marktpreis, zumal sich der Online-Kunde nur schwerlich von Qualitätsunterschieden überzeugen kann.“ Prof. Dr. Hofmann analysiert: „Diese Entwicklung – auch als „adverse selection“ bekannt – drängt Qualitätsangebote aus dem Markt und beschädigt den Wert von Produktmarken.“
„Zugleich begünstigt diese Tendenz Oligopole auf der Anbieterseite“, warnt Prof. Dr. Hofmann. „Der etwas (!) billigere Anbieter gewinnt im Internet überproportional Marktanteile. Schon leichte Effizienzvorteile, durch die niedrigere Preise umgesetzt werden, führen im Internet viel zügiger zu einer marktbeherrschenden Stellung als im herkömmlichen stationären Handel. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, wird der elektronische Handel in Zukunft von einigen wenigen Massen-Discountern bestimmt.“
Preisstabilität nur über Qualität möglich
Als Gegenmodell empfiehlt der E-Commerce-Experte das Konzept eines Online-Fachhandels, bei dem die Hersteller bewusst bestimmte Händler auswählen. „Qualitätsprodukte müssen qualifiziert gegenüber dem Kunden vertreten werden“, sagt Prof. Dr. Georg Rainer Hofmann. Nur mit einer Qualitätsstrategie könne es gelingen, zumindest eine gewisse Preisstabilität am Online-Markt zu erreichen. Der Online-Einzelhandel erlebt nach Einschätzung des Experten das sogenannte „Fachhandels-Dilemma“ ähnlich wie der stationäre Handel: Der Kunde lässt sich vom Fachhändler beraten und kauft anschließend beim billigeren Discounter beziehungsweise im Internet. „Es liegt bei den Herstellern von Qualitätsprodukten, den Online-Fachhandel zu fördern und damit der Niedrigpreispolitik der Discounter entgegenzuwirken“, fordert Prof. Dr. Hofmann. Er sagt: „Die Hersteller müssen begreifen, dass eine Absatzförderung über Niedrigpreisanbieter zwar den Absatz fördert, aber die Marke nachhaltig beschädigt.“
eco (www.eco.de) ist mit rund 700 Mitgliedsunternehmen der größte Verband der Internetwirtschaft in Europa. Seit 1995 gestaltet der eco Verband maßgeblich die Entwicklung des Internets in Deutschland, fördert neue Technologien, Infrastrukturen und Märkte, formt Rahmenbedingungen und vertritt die Interessen der Mitglieder gegenüber der Politik und in internationalen Gremien. In den eco Kompetenzgruppen sind alle wichtigen Experten und Entscheidungsträger der Internetwirtschaft vertreten und treiben aktuelle und zukünftige Internetthemen voran.
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