Jeder hat in seinem Leben schon mindestens eine Jahreszeitenverwirrung erlebt, da bin ich mir ganz sicher. Um zu verstehen, was eine Jahreszeitenverwirrung überhaupt ist, muss man sich über die Bezeichnung Jahreszeit nochmals im Klaren werden:

Nun, Jahreszeiten äußern sich nicht nur im Schnee an Weihnachten oder in der Hitze im Sommer. Jahreszeiten sind immer auch mit der Interaktion zwischen Mensch und seinem Umfeld verknüpft. Damit gehören Jahreszeiten und Konsum auch in unseren Köpfen eng zusammen.

Beispiele dafür gibt es viele: Den Schokoweihnachtsmann an Weihnachten, die bunten Eier an Ostern, das Sommerloch in der Presse, die Spendenaufrufe zum Jahresende – jedes Unternehmen macht sich (natürlich völlig zurecht) äußere Gegebenheiten zunutze, um den Umsatz anzukurbeln.

Eine Jahreszeitenverwirrung entsteht, wenn Gegenstände der einen Jahreszeit plötzlich innerhalb einer anderen auftauchen. Das wäre wie ein Schokohase unter dem Weihnachtsbaum. Das wäre wie Narzissen zu Karneval. Das wäre wie Kürbissuppe im Hochsommer. Und das wäre wie Lebkuchen im Hochsommer. Und genau letztere habe ich in unserer Büroküche entdeckt.

Vielleicht wollen uns die Lebkuchen etwas sagen. Vielleicht, dass wir spontaner und „einfach mal anders als gewohnt“ reagieren sollen. Vielleicht sollten wir damit beginnen, unseren Geschmack nicht mehr nur von außen und von Konsumvorschriften lenken zu lassen. Vielleicht wurden die Lebkuchen aber auch einfach nur vergessen. Und wir sollten uns über Gewohntes und Bewährtes keine Gedanken mehr machen.